Geschichte und Gebäude

Die Hammerschmiede früher: mit Wasserrädern
1838 erwarb Johann Michael Kleiner, Hammerschmied auf der Riedmühle in Hausen bei Ellzee, Äcker und Wiesen auf der Flur des Oberen Naichhofes. Ein Jahr später, 1839, ließ er ein Wohn- und Ökonomiegebäude mit „Eisen-Laden“ und die Hammerschmiede errichten. Zum Betrieb der Hammerschmiede wurde ein Werkskanal angelegt, der das Wasser der Kammel drei hölzernen Wasserrädern zuführte, die Schmiedehammer, Blasebalg und Schleifstein antrieben. Ein hölzernes Wehr staute das Wasser. Die wechselnde Wasserführung der Kammel konnte mit Hilfe von Steckschützen („Fallen“) korrigiert werden. Dies blieb bis 1987 im Wesentlichen unverändert.

Das Wohnstallhaus, der Stockerhof
Das Wohnstallhaus – der heute so bezeichnete Stockerhof – vereinte Wohnbereich, Stall, Tenne, Wagenremise und ursprünglich auch einen „Eisenladen“ unter einem Dach. Das äußere Erscheinungsbilds des Gebäudes mit den durch Stuck- und Gesimselementen gegliederten Schauseiten nach Norden und Osten und den schlichten, durch die landwirtschaftliche Funktion geprägten Seiten nach Süden und Westen entspricht im Wesentlichen dem Erbauungszustand. 1860 heiratete der Schmiedemeister Johann Stocker in das Anwesen ein. Ihm folgte 1892 sein Sohn Serafin Stocker sen. (geb. 1869).

1922: Brand der Hammerschmiede, Erneuerung der Technik
Im Januar 1922 brannte die Hammerschmiede bis auf die Außenmauern ab, nur die Radhäuser und der mächtige eichene Wellbaum überstanden das Feuer – ein immenser Schaden für den Schmied. Das Unglück nutzte Stocker zur Vergrößerung des Gebäudes, das nun eine Wohnung im Obergeschoss und einen geräumigen Dachboden erhielt, sowie zur technischen Modernisierung: Bei Abschluss der Arbeiten im September 1923 verfügte die neue Schmiede anstelle des Blasebalgs über ein Gebläse und statt der drei alten Schwalbenschwanzhämmer kam nun der neue Federhammer zum Einsatz, der über die ebenfalls neue Transmissionsanlage betrieben wurde. Stocker wollte bereits 1922 die Wasserräder durch eine Turbine ersetzen: Dies gelang jedoch erst 1925 mit dem Erwerb einer gebrauchten Jonval-Turbine der Firma Earnshaw aus Nürnberg aus dem Jahr 1889, die im früheren Radhaus Platz fand.

Der letzte Hammerschmied, Serafin Stocker jun.
Als Serafin Stocker sen. 1932 ohne Nachlassregelung verstarb, setzte sich unter den in der Hammerschmiede ausgebildeten Söhnen Serafin Stocker jun. (geb.1900) als Nachfolger durch, die Söhne Albert und Josef betrieben die Landwirtschaft. Anlässlich der Heirat von Serafin Stocker jun. mit Theresia Maisch 1942 wurde der Familienbesitz geteilt: Josef Stocker übernahm mit der Landwirtschaft den Stockerhof, Serafin jun. erhielt die Schmiede und bezog mit seiner Frau die Wohnung im Schmiedegebäude. 1980 legte Serafin den Betrieb still und verstarb zwei Jahre später. Seine Witwe Theresia (1907–1988) hielt das Anwesen zusammen und verkaufte es mit dem Wasserrecht 1987 an den Bezirk Schwaben, um die Schmiede mitsamt Ausstattung als Museum zu erhalten. Nur wenige Monate nach ihrem Auszug verstarb sie.

Das Museum

1990 eröffnete die behutsam sanierte Hammerschmiede ihre Tore als Museum. Vorausgegangen waren aufwendige Konservierungsaktionen, die Dokumentation von Ausstattung und Inventar, Befragungen von Zeitzeugen sowie der Einbau einer Temperieranlage zur Sicherung von Bausubstanz und Inventar. Der Bezirk Schwaben investierte auch in die Wasserkraft: 1992 errichtete er in einem modernen Anbau ein Kleinkraftwerk, das überschüssigen Strom in das öffentliche Netz einspeist. Anstelle des alten Steckschützenwehrs reguliert nun ein automatisches Schlauchwehr den Wasserstand.

1991 konnte der Bezirk Schwaben auch den Stockerhof erwerben: Damit befinden sich das landwirtschaftliche Anwesen und die Hammerschmiede wieder in einer Hand. 1996 begann die Sanierung und denkmalgerechte Instandsetzung des Gebäudes, die Einweihung folgte 1998 mit der Ausstellung „Schafe und Schafhaltung in Schwaben“. Seitdem wird dort jede Saison eine Ausstellung präsentiert. Die Wohnung über der Hammerschmiede kann seit 2001 besichtigt werden.